Sie spielte oft geheimnisvolle, rätselhafte schöne Frauen, die immer eine Wende in ihrem Leben ersehnten: die französische Schauspielerin Anouk Aimée. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastien Berda/AFP/dpa)

Bei der französischen Schauspielerin Anouk Aimée gingen ungewöhnliche Schönheit und außerordentliches Talent eine einzigartige Verbindung ein. Der italienische Starregisseur Federico Fellini nannte sie «die beste Schauspielerin der Welt», der deutsche Schauspieler O.W. Fischer meinte: «Mademoiselle Aimée ist ein Wunder – strahlend schön und eine begnadete Künstlerin.» Nun ist die Film-Diva im Alter von 92 Jahren gestorben. Das bestätigte ihr Agent am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

In ihrer langen Karriere spielte die Tochter eines Schauspielerehepaars überwiegend Liebesgeschichten, in denen sie mit ihrem Mona-Lisa-Gesicht und dem sehnsüchtigen Blick scheue, rätselhafte und verschlossene Frauen spielte. 

Oscar-Nominierung

Ein Liebesfilm war es denn auch, der Aimées Ruhm ins geradezu Legendäre steigerte: «Ein Mann und eine Frau». Eine bittersüße Lovestory von Regisseur Claude Lelouch aus dem Jahr 1966, für den sie eine Oscar-Nominierung erhielt und den Golden Globe und den British Academy Film Award gewann. In dem Film verliebt sie sich in einen verwitweten Rennfahrer.

Aimée arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren und Schauspielern ihrer Zeit. Fellini besetzte sie in «La Dolce Vita» und «Achteinhalb». Mit Robert Altman drehte sie «Prêt-à-Porter», mit Jacques Demy «Das Fotomodell».

Zu ihren berühmten Filmpartnern und -partnerinnen gehörten Marcello Mastroianni, Michel Piccoli, Dirk Bogarde und Catherine Deneuve. Ihre Chemie mit Jean-Louis Trintignant führte zu einer lebenslangen beruflichen Partnerschaft, die 2019 in «Die schönsten Jahre eines Lebens» einen krönenden Abschluss fand.

Die Schauspielerin, mit bürgerlichem Namen Nicole Dreyfus, machte ihrem Namen Aimée – die viel Geliebte – alle Ehre. Sie gehört zu den wenigen internationalen Stars, die sowohl von der Fachwelt als auch der Kritik und dem Publikum geschätzt wurden. 

Leidenschaft fürs Kino

Wie sie zu ihrem Pseudonym kam? Der französische Dichter Jacques Prevert, den sie in ihren ersten Filmen kennengelernt hatte, schlug ihr vor, sich so zu nennen, wie er sie sah, als beliebte und viel geliebte Schauspielerin. 

«Ich hatte diesen Namen ganz schnell verinnerlicht und deshalb dachte ich, das sei ein einprägsames Pseudonym», sagte die am 27. April 1932 in Paris geborene Französin.

Auch außerhalb der Filmwelt hinterließ Anouk Aimée einen bleibenden Eindruck. Der Pariser Couturier Emanuel Ungaro machte sie in den 80er Jahren zu seiner Muse und benannte ein Parfüm nach ihr: «Diva».

Ihre Leidenschaft fürs Kino zeigte sich in unermüdlicher Arbeit. «Solange die Kamera mich erträgt, werde ich die Kamera lieben», sagte sie einmal. So war sie noch 2019 in «Die schönsten Jahre eines Lebens» von Claude Lelouch zu sehen. Sie spielte noch einmal an der Seite von Jean-Louis Trintignant (1930-2022), für den es die letzte Rolle war.

Mit dem Film schloss der französische Regisseur eine Trilogie ab, die 1966 begann und 1986 ihre Fortsetzung mit «Ein Mann und eine Frau – 20 Jahre später» fand.

Von Sabine Glaubitz, dpa