Die Planungen für einen Münchner Konzertsaal beginnen noch mal ganz von vorn. Das hat das bayerische Kabinett am Dienstag beschlossen. «Das Konzerthaus kommt, aber aus einem Milliarden- wird ein Millionenprojekt», sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Anschluss an die Sitzung des Ministerrates. Ziel sei es, bis 2036 «erfolgreich zu sein». «Wir wollen eine komplett neue Planung machen statt einer Umplanung.» Das sei günstiger und gehe schneller. «Wir haben an den Extras etwas reduziert. Das Drumherum wird weniger», sagte er.
Konkret bedeutet das nach Angaben von Kunstminister Markus Blume (CSU), dass sich die Planungen auf einen großen Konzertsaal mit 1900 Sitzplätzen konzentrieren und ein zweiter bislang geplanter, kleinerer Saal wegfallen soll. Außerdem soll an Büro- und Lagerflächen gespart und die Tiefgarage kleiner werden. Das neue Bauprojekt werde räumlich etwa ein Drittel kleiner ausfallen als die bisherige Planung. «Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche», sagte Blume.
Später konkretisierte Blume weiter: «Architektonisch machen wir den Neustart, konzeptionell können wir auf zentralen Elementen des bisherigen Projekts aufsetzen.» Dies gelte für den Großen Saal mit seiner Bühne und seiner Technik und auch für andere Bereiche wie die Stimmzimmer der Musiker, Studios für Ton und Bild oder Workshop-Räume. «Hier müssen wir das Rad nicht neu erfinden, sondern können auf den Planungen der letzten Jahre aufbauen.»
Söder verhängte eine «Denkpause»
Um das Kulturprojekt, das Söder am Dienstag einen «Leuchtturm» nannte, wird seit Jahrzehnten diskutiert und seit Jahren gerungen. Die bayerische Staatsregierung hatte den Bau eines Konzerthauses im Münchner Werksviertel 2016 beschlossen. Es soll die Spielstätte des renommierten Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BR) werden. Damals war von Kosten in Höhe von rund 400 Millionen Euro die Rede gewesen. Als absehbar wurde, dass das Projekt deutlich teurer wird, hatte Söder vor einiger Zeit eine «Denkpause» verhängt.
Diese sei nun vorbei. Das Ergebnis: Die Welt habe sich «grundlegend verändert». «Nicht alles, was man sich vor vielen Jahren mal deluxe gewünscht hat, ist eins zu eins umsetzbar», sagte Söder. «Wir liegen deutlich über einer Milliarde», sagte Blume über die aktuelle Kostenschätzung für die bisherigen Planungen. 1,3 Milliarden seien es inzwischen. «Ein Vorhaben in dieser Größe ist in diesen Zeiten nicht verantwortbar», betonte er. Die neue Planung soll nur halb so teuer sein.
«Der gestalterische Entwurf ist tatsächlich passé», sagte Blume. Darum werde es ein neues Vergabeverfahren geben, ein neuer Architektenentwurf muss her. Ein «Totalunternehmer» solle den Bau ausführen. «Alles aus einer Hand», sagte Blume. Davon verspricht er sich «hohe Planungs- und vor allem hohe Kostensicherheit».
Alles auf Null also. Dabei haben die bisherigen Planungen die Steuerzahler im Freistaat schon eine stolze Summe gekostet: nach Angaben der Stiftung Konzerthaus waren es bis 2022 bereits 27 Millionen Euro.
Dirigent Sir Simon Rattle voller Vorfreude
BR-Intendantin Katja Wildermuth begrüßte am Dienstag den «pragmatischen und nachhaltigen Ansatz» der Staatsregierung und sagte: «Es ist eine wirklich gute Nachricht, dass das Konzerthaus-Projekt nun mit großen Schritten vorangeht.» Auch Star-Dirigent Simon Rattle, der seit der laufenden Saison Chef des BR-Symphonieorchesters ist, freute sich: «Wie wunderbar, dass das seit langem geplante Konzerthaus jetzt endlich realisiert wird», sagte er nach BR-Angaben. «Wir alle sehen die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit. Die Aussicht auf ein Haus für Musik im 21. Jahrhundert – mit exzellenter Akustik ebenso wie mit einer technologischen Ausstattung, die der Welt von heute und morgen gerecht wird – macht mich aber optimistisch. Wir werden helfen, wo wir können: damit das Projekt Presto – und nicht: Andante – vorangeht.»
Die Entscheidung für den Konzertsaal sei ein «klares Bekenntnis zur Hochkultur», betonte Söder. «Es muss jetzt nur noch gebaut werden.»