Ungewohntes Bild: Entertainer Sebastian Pufpaff moderiert die ProSieben-Comedyshow «TV total». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Henning Kaiser/dpa)

Die ProSieben-Kultshow «TV total» hat sich mit einer Spitzen-Einschaltquote zurückgemeldet. Stefan Raab hat in dem Comedian Sebastian Pufpaff einen sehr bissigen Nachfolger gefunden.

Mit großer Lässigkeit, aber klaren Anleihen bei Raab moderierte Pufpaff am Mittwochabend die erste «TV total»-Ausgabe seit dem Bildschirmabschied von Raab, also nach rund sechs Jahren Pause.

Herausragende Quote

Die Quote bei der Zielgruppe war herausragend. 27,2 Prozent betrug sie bei den 14- bis 49-Jährigen, die für ProSieben so wichtig sind für die Vermarktung von Werbespots. Im Gesamtpublikum saßen 2,86 Millionen (9,5 Prozent) vor dem Bildschirm. So gute Werte hat das Format regelmäßig zuletzt vor über 20 Jahren erreicht. Ob Sebastian Pufpaff das Niveau nur annähernd halten kann, ist nun die Gretchenfrage.

««TV total» ist endlich wieder zurück aus der längsten Sommerpause, die man sich vorstellen kann», sagte der 45-Jährige. «Seit 2015 waren wir nicht mehr da, und alles lief außer Rand und Band. Soziale Medien, Fernsehen Internet, Fake News, alternative Nachrichten. Jetzt ist es an der Zeit. Es reicht. Wir müssen zurückkommen. Und jetzt werden wir hier richten und strafen für den ganzen Schrott, den es da draußen gibt.»

In Aufmachung, Szenenbild und Dramaturgie ist das neue «TV total» eine ziemlich exakte Kopie des TV-Klassikers, den Stefan Raab 1999 erfand. Musik, Trailer, Showband, rollendes Pult und das sogenannte «Nippelboard», hinter dessen Druckknöpfen sich stets ein Jingle verbirgt: All das finden Fans 1:1 in der Neuauflage wieder. Sie orientiert sich eher an den frühen «TV total»-Jahren ohne Studiogast. Fans konnten viele klassische Zitate aus der Raab-Ära heraushören.

Witze über Gottschalk

Künftig will sich die Sendung auch Influencern, Podcasts und anderen neuen Medien kritisch widmen. Besonders intensiv nahm Pufpaff zum Auftakt aber das zweite große Revival dieses Monats ins Visier: Gleich mehrfach zog er «Wetten, dass..?» durch den Kakao und legte mit einem Quieken von Michele Hunziker über einen anzüglichen Witz von Thomas Gottschalk das Fundament für neue Scherz-Töne auf Knopfdruck. Raab (55) ist als Produzent hinter den Kulissen aktiv.

Auffällig ist aber auch, dass der Humor aggressiver zu werden scheint im Vergleich zur späten Ur-Show. So kommentierte Pufpaff das Zögern Gottschalks vor einer Europakarte mit den Worten: «Als der jung war, hatte Deutschland noch ganz andere Grenzen.» Die Tonspur vom Auftritt von Florian Silbereisen bei der ARD-Sendung «Schlagerbooom» packten die «TV total»-Macher in Ausschnitte anderer Filme – unter anderem zum Schwarz-Weiß-Film einer Rede des Nazi-Politikers Joseph Goebbels.

Seitenhiebe

Andere Seitenhiebe galten etwa dem zerzausten CSU-Politiker Markus Söder bei Tiktok, dem Fernsehsender Bild und einem Auftritt der Schriftstellerin Juli Zeh in der ARD-Talkshow «Hart aber Fair». In einer neuen Kolumne will «TV total» auch die Jahre seit 2016 flöhen.

Erst am vergangenen Montag hatte ProSieben das Comeback offiziell verkündet. Der neue Gastgeber Sebastian Pufpaff («Pufpaffs Happy Hour») hat dieses Jahr den Grimme-Preis für Unterhaltung bekommen.

Von Christof Bock, dpa