Der gefeierte Ingenieur Gustave Eiffel (Romain Duris) im Film. (Urheber/Quelle/Verbreiter: -/Constantin Film Verleih GmbH/dpa)

Ein ministerielles Diner. Unter den Gästen Gustave Eiffel und eine junge Frau. Als die Frage aufkommt, was man für die Weltausstellung 1889 schaffen könne, verkündet Eiffel nach einem intensiven Blickwechsel mit ihr plötzlich die Absicht, einen 300 Meter hohen Stahlturm inmitten von Paris bauen zu wollen.

Die junge Frau ist Eiffel nicht unbekannt. Adrienne Bourgès war seine große Jugendliebe. Die Szene stammt aus dem Film «Eiffel in Love».  

Das Drama, das nun auch in Deutschland zu sehen ist (Kinostart 18. November) hat in Frankreich einen Eiffel-Hype ausgelöst. Gleich am ersten Tag schaffte es die 22 Millionen Euro teure deutsch-französische Koproduktion (im Original «Eiffel») auf den Spitzenplatz bei den Einspielergebnissen. Drei Wochen nach Erscheinen am 13. Oktober wurde der Film mit über eine Million als Blockbuster gefeiert.

Einer der Gründe sind die beeindruckenden Bilder des Baus des einzigartigen Stahlgiganten aus 1700 Stufen, 18 000 Bauteilen und 2,5 Millionen Nieten. Doch die Entstehung des Turms in einer Rekordzeit von zwei Jahren, zwei Monaten und fünf Tagen diente dem Regisseur Martin Bourboulon vor allem als Kulisse. 

Bourboulon hat aus der Geschichte eine dramatische Romanze zwischen Eiffel und der jungen Frau gemacht. Sie stellt die Hypothese auf, dass das heute mit Antenne 324 Meter hohe Wahrzeichen von Paris letztendlich aus Liebe zu Adrienne entstanden ist. Man wisse, dass er den Eiffelturm nicht bauen wollte, sagte der Regisseur in einem Interview mit dem Kinoportal «cineserie.com». Die einzig mögliche Erklärung dafür, dass Eiffel ihn dennoch errichtete und sein ganzes Vermögen dafür aufs Spiel setzte, sei die Begegnung mit Adrienne. 

In dem Biopic, in dem Romain Duris und Emma Mackey die Hauptrollen spielen, sind Fiktion und Tatsachen eng miteinander verzahnt. Eiffel lernte das Mädchen aus reichem Hause während des Baus der Saint-Jean-Fußgängerbrücke in Bordeaux zwischen 1858 und 1860 kennen, seinem ersten großen Bauprojekt. Sie wollten heiraten, doch die Eltern waren dagegen. Man geht davon aus, dass sich die beiden danach nie wieder gesehen haben. Bourboulon lässt sie jedoch Jahre später als verheiratete Frau auftauchen – und ihre Liebe neu entfachen. 

Eiffel, der damals 1886 als Konstrukteur des inneren Eisenskeletts der New Yorker Freiheitsstatue gefeiert wurde, lehnte tatsächlich die Idee eines Turms ab. Er interessierte sich vor allem für nützliche Werke und wollte für Paris eine Metro bauen. 

Nur wenige Wochen vor dem Kinofilm ist auch ein neues Buch über den Ingenieur erschienen. «La vraie vie de Gustave Eiffel» (dt. Das wahre Leben des Gustave Eiffel) zeichnet auf rund 490 Seiten das Porträt eines genialen Ingenieurs, der Hänge- und Eisenbahnbrücken, Viadukte und Türme in der ganzen Welt erbaute. Und das eines mit 45 Jahren verwitweten Mannes, der über alles seine Tochter Claire verehrte und nie seine Jugendliebe Adrienne Bourgès vergessen konnte. Damit greift die Journalistin Christine Kerdellant auch die Legende auf, dass die Form des Turms, ein großes A, eine Hommage an Adrienne sei.

Daran, dass Eiffel, der 1832 in Dijon geboren wurde und mit 91 Jahren in Paris starb, in Frankreichs Metropole fleißig gewirkt hat, erinnert nun ein ihm gewidmeter Touristenparcours. Er heißt «Sur les pas de Gustave Eiffel» (dt. Auf den Spuren von Gustave Eiffel) und besteht aus zehn Etappen. 

Die Tour führt unter anderem zur Buttes-Chaumont-Brücke, zum Paradis Latin, dem ältesten Kabarett von Paris, das von Napoleon Bonaparte 1803 eingeweiht und 1889 von Eiffel neu erbaut wurde. An dem Modemuseum Palais Galliera hat Eiffel ebenso mitgewirkt wie am Bon Marché, dem ältesten Kaufhaus der Metropole, und dem Luxuskaufhaus La Samaritaine. Seit dessen langjähriger Renovierung erstrahlt Eiffels prächtige grau-blaue Eisentreppe über fünf Etagen seit Kurzem wieder in neuem Glanz.

Von Sabine Glaubitz, dpa