Sidney Poitier ist tot. Der Schauspieler ist im Alter von 94 Jahren gestorben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Matt Sayles/AP/dpa)

Trauer um eine Schauspiel-Legende und einen Wegbereiter: Nach dem Tod von Sidney Poitier würdigen Kollegen, Politiker und seine Familie den schwarzen Hollywood-Star und sein Vermächtnis.

Der auf den Bahamas aufgewachsene Poitier starb mit 94 Jahren, wie ein Beamter im Außenministerium der Bahamas der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestätigte. Der Premierminister des Landes, Philip Davis, ehrte den Schauspieler in einer Ansprache. Sein Licht werde für viele Generationen weiterleuchten, sagte Davis.

Seine Familie sprach in der Nacht zum Samstag von einem schweren Verlust und tiefer Trauer. «Wir sind so dankbar, dass er seinen letzten Tag im Kreis von Familie und Freunden verbringen konnte», zitierte die Zeitschrift «People» aus der Mitteilung. Er sei nicht nur ein brillanter Schauspieler und Aktivist gewesen, sondern auch ein liebevoller Ehemann und Vater, der seine Familie immer voranstellte. Der Vater von sechs Töchtern war in zweiter Ehe mehr als 45 Jahre mit der kanadischen Schauspielerin Joanna Shimkus (78) verheiratet.

«Sidney war meine Inspiration, mein Vorbild, mein Freund», schrieb der Oscar-Preisträger Morgan Freeman (84) auf Twitter. Denzel Washington (67) würdigte Poitier laut «People.com» als «sanftmütigen Mann», der Türen, die für Schwarze lange geschlossen waren, öffnete. Halle Berry, die 2002 mit ihrer Rolle in dem Drama «Monster’s Ball» als erste schwarze Hauptdarstellerin einen Oscar holte, pries Poitier auf Instagram als «ikonischen Vorreiter».

Als Wegbereiter für Schwarze schrieb Poitier Hollywood-Geschichte: Er nahm 1964 als erster Schwarzer den Oscar als bester Hauptdarsteller für «Lilien auf dem Felde» entgegen. Der damals 37-Jährige überzeugte die Akademie mit der Darstellung eines schwarzen Arbeiters auf der Farm weißer Nonnen. Vor ihm hatte nur Hattie McDaniel 1940 für ihre Nebenrolle als Haushälterin im Melodrama «Vom Winde verweht» als Schwarze einen Oscar gewonnen.

Von der Queen zum Ritter geschlagen

Der in ärmsten Verhältnissen auf den Bahamas aufgewachsene Bauernsohn wurde 1974 von der britischen Queen zum Ritter geschlagen. 2002 erhielt er einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Der damalige US-Präsident Barack Obama verlieh ihm 2009 die «Presidential Medal of Freedom», die höchste zivile Auszeichnung der USA. Poitier habe mit seinem einzigartigen Talent «Würde und Anstand» verkörpert, schrieb Obama am Freitag auf Twitter.

Als erster Schwarzer eine Weiße geküsst

«Sidney war mehr als nur einer der besten Schauspieler in unserer Geschichte», teilte US-Präsident Joe Biden mit. «Er ebnete einen Weg für unsere Nation und hinterließ ein Vermächtnis, das heute jeden Teil unserer Gesellschaft berührt.» Poitier habe dazu beigetragen, «die Herzen von Millionen zu öffnen und das Selbstverständnis der Amerikaner zu verändern».

Zu Poitiers Erfolgen zählt auch, dass er als erster Schwarzer in einem Hollywood-Film eine Weiße küssen durfte. Die Szene in dem Film «Rat mal, wer zum Essen kommt» wurde 1967 allerdings noch verschämt durch den Rückspiegel eines Taxis gedreht. Ende der 1960er Jahre galt Poitier als einer der bestbezahlten Filmschauspieler. Der Star aus Filmen wie «Flucht in Ketten», «Porgy and Bess», «Ein Fleck in der Sonne» und «In der Hitze der Nacht», drehte 1997 mit dem Action-Thriller «Der Schakal» seinen letzten Kino-Spielfilm.

Als «Bester der Besten», würdigte Schauspielerin Mia Farrow (76) den Verstorbenen. «Er hat uns gezeigt, wie man nach den Sternen greift», schrieb Oscar-Preisträgerin Whoopi Goldberg (66, «Ghost, Nachricht von Sam») auf Twitter. Sie werde seine «riesengroße Seele» für immer wertschätzen, gab Talkshow-Legende Oprah Winfrey an.

Die Oscar-Akademie veröffentlichte auf Twitter ein Foto von 1964, auf dem Poitier strahlend seine Oscar-Trophäe festhält. Er habe Barrieren eingerissen und durch seine Kunst den Rassendialog in den USA vorwärtsbewegt, schrieb die Academy. «Nur wenige Filmstars hatten oder werden den Einfluss von Poitier haben, auf der Leinwand und darüber hinaus.»