Weg mit der Krawatte und ab in den aktiven Ruhestand: Mit einem Lächeln und den Worten «Machen Sie es gut!» hat sich Nachrichtensprecher Jan Hofer am Montagabend von den Zuschauern der «Tagesschau» verabschiedet.
Nach rund 36 Jahren im Dienst der quotenstärksten Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen hat der 68-Jährige Punkt 20.00 Uhr zum letzten Mal die neuesten Nachrichten aus Deutschland und der Welt verlesen.
Allerdings nicht alle. Für eine Meldung kam extra Hofers Nachfolger Jens Riewa ins Studio, «weil im Ersten Deutschen Fernsehen heute eine Ära endet», wie Riewa sagte. Im Anschluss verlas er die Nachricht, dass Hofer nun geht. «Kein Sprecher der bekanntesten deutschen Nachrichtensendung war so viele Jahre am Stück zu sehen wie der gebürtige Rheinländer», las Riewa mit einem Schmunzeln.
Hofer selbst nutzte die Zeit nach dem Wetter, das er wieder selbst verlesen durfte, für ein paar Dankesworte an die Zuschauer und seine Kollegen. «Für mich aber heute heißt es zum letzten Mal: „Guten Abend, meine Damen und Herren. Machen Sie es gut», sagte der 68-Jährige, während er seine rote Krawatte mit einem Lächeln ablegte.
NDR-Intendant Joachim Knuth würdigte Hofer am Montag als «Institution». «Ruhig, bedacht, seriös. Jan Hofer ist eine Institution und seit Jahrzehnten Gesicht und Stimme der Fernsehnachrichten in Deutschland. Ihm ist es gelungen, mit der Zeit zu gehen, ohne sich zu verbiegen», sagte Knuth laut Mitteilung. In den digitalen Angeboten der «Tagesschau» habe Hofer ganz neue Wege des Nachrichtenjournalismus beschritten und damit auch junge Zielgruppen angesprochen. Hofer habe immer den richtigen Ton getroffen. «Er wird in den deutschen Wohnzimmern fehlen.»
Hofer hatte seine Medienkarriere beim Hörfunk gestartet, war später auch Moderator vieler Fernseh- und Talkshows. Vor 16 Jahren wurde er Chefsprecher der Nachrichtensendung.
Nach 36 Jahren im «Tagesschau»-Dienst fällt ihm der Abschied nun nicht schwer. Auf das frühe Aufstehen und den Schichtdienst verzichte er gern, sagte Hofer der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Trotzdem bleibe er der Sendung immer verbunden. «Ich habe gestern zu Caren Miosga gesagt: Die «Tagesschau»-DNA haben sie mir eingepflanzt. Die werde ich jetzt nicht mehr los.»
Der eigentlich groß geplante Abschied – «der 14. Dezember war festgelegt worden, weil an diesem Tag der Terminkalender der Gremien und Programmdirektoren frei war» – fiel nun aus. Stattdessen feierte Hofer nach der Sendung vor allem im Kreise seiner aktuellen Redaktionskollegen. Auch seine Frau und sein fünfjähriger Sohn durften bei dem besonderen Moment in Hofers Leben dabei sein.
Dass die ganz große Party nun ausfallen musste, sieht der Wahl-Hamburger auch mit einem lachenden Auge. «Ich bin kein guter Abschied-Nehmer. Von daher kommt mir das schon ein bisschen entgegen.» Auch seine letzten Worte für die Sendung habe er erst am Nachmittag ersonnen.
Am Dienstagmorgen wollte der gebürtige Rheinländer nun vor allem erstmal ausschlafen und seinen Urlaub und die Ruhe in den nächsten Wochen genießen. «Ich habe jetzt – auch bedingt durch Corona – fast ein ganzes Jahr lang durchgearbeitet. Das geht dann schon an die Konstitution.» Seine neue Freizeit werde er mit seiner Familie und für seine Hobbys nutzen. «Ich habe vor einigen Jahren mit dem Golfspielen aufgehört, weil ich das durch den Schichtdienst einfach nicht hinbekommen habe. Das würde ich gern wieder ein bisschen aufleben lassen. Und ich würde mich gerne auch intensiver wieder mit meinem beiden Oldtimern beschäftigen.»
Vom Ruhestand sei er dennoch weit entfernt. Darauf besteht er. So stünden bereits Gastauftritte in mehreren Sendungen sowie ein Podcast an. Eine Teilnahme an Reality-TV-Formaten wie Dschungelcamp und Co. schloss Hofer dagegen aus: «Weil das einfach nicht mein Ding ist. Das würde ich für kein Geld der Welt machen.»
Und natürlich werde er auch weiter auf Social-Media-Kanälen wie Instagram und Tiktok unterwegs sein. Die entsprechende Profi-Ausrüstung inklusive Green-Box habe er mittlerweile daheim. «Und da werde ich ein bisschen experimentieren und finde das äußerst spannend. Also ich werde mich nie langweilen. Das kann ich hundertprozentig versprechen.»