Die Absagen sind in den vergangenen Monaten schon fast zur Gewohnheit geworden: Erst strich Queen Elizabeth II. eine Reise nach Nordirland, dann einen Besuch der Klimakonferenz in Glasgow und nun einen wichtigen Gottesdienst in der Londoner Westminster Abbey.
Obwohl die Königin ihre Corona-Infektion kürzlich wohl gut überstanden hat, ist unübersehbar: Die Kräfte der fast 96 Jahre alten Monarchin schwinden.
Der Gottesdienst zu Ehren des Commonwealth-Staatenbundes, bei dem die Queen am Montag nun offiziell von ihrem Sohn Prinz Charles (73) vertreten wird, gehört eigentlich zu den festen Einträgen in ihrem Kalender. Die Male, die sie das Ereignis in den vergangenen Jahrzehnten verpasst hat, lassen sich an einer Hand abzählen. Die Teilnahme der Queen war am Freitagabend kurzfristig und ohne Angaben näherer Gründe abgesagt worden – nachdem sie erst zwei Tage zuvor offiziell bestätigt worden war. 1500 Gäste werden in der Westminster Abbey erwartet, darunter Premier Boris Johnson.
Glaubt man Quellen der britischen Nachrichtenagentur PA, soll hinter der Absage kein akutes neues Gesundheitsproblem stecken. Allerdings soll die Fahrt von Windsor nach Westminster – nicht einmal 40 Kilometer voneinander entfernt – die größte Hürde darstellen. Die Queen müsse mit ihren Kräften haushalten und sich jeden Termin genau überlegen, heißt es in Berichten. «Wie Sie sehen, kann ich mich nicht rühren», sagte sie kürzlich bei einem Termin in kleinerem Rahmen und deutete auf ihren Fuß. Nun scheint die Mobilität der 95-Jährigen tatsächlich deutlich abzunehmen – selbst wenn sie chauffiert wird. Auftritte in einem Rollstuhl sollen für die Monarchin Berichten zufolge nicht vorstellbar sein, ihr Gehstock sei das Höchste der Gefühle.
Trotz ihrer Abwesenheit spielen die Queen und ihr 70-jähriges Thronjubiläum bei dem Gottesdienst, der die Verbundenheit, Vielfalt und die gemeinsamen Werte der 54 unabhängigen Mitgliedstaaten der Commonwealth-Familie zelebrieren soll, eine wichtige Rolle. So soll das Stück «Beacon of Brightest Light» der Komponistin Debbie Wiseman Weltpremiere feiern, das vom Platinjubiläum inspiriert ist. Auch eine Botschaft wollte die Queen trotz ihrer Abwesenheit übermitteln.
Im vergangenen Jahr fiel der Commonwealth-Tag in seiner gewohnten Feierlichkeit aus, weil Großbritannien noch mitten im Corona-Lockdown steckte. Viel hat sich seit dem letzten Gottesdienst vor zwei Jahren geändert – die Krisen in der Welt sind bei weitem nicht weniger geworden. Der Kreis der Royals hingegen, die noch regelmäßig bei öffentlichen Terminen auftauchen, wird kleiner und kleiner.
2020 waren noch Prinz Harry und seine Frau Meghan dabei, die damals erst kurz zuvor ihren Rückzug aus dem britischen Königshaus bekanntgegeben hatten. In der Westminster Abbey zeigte sich das Paar damals noch einmal in den Reihen der königlichen Familie. Prinz Philip, der langjährige Ehemann der Queen, war zwar schon damals nicht in der Westminster Abbey dabei, aber noch am Leben. Im April des vergangenen Jahres mussten sich die Royals schließlich von dem mit 99 Jahren gestorbenen Herzog von Edinburgh verabschieden.
Auch die Causa Prinz Andrew hat sich in der Zwischenzeit deutlich zugespitzt, bis der Missbrauchsskandal um ihn mit einem millionenschweren Vergleich zu den Akten gelegt wurde. Eine Rückkehr Andrews in die Reihen der Royals bei öffentlichen Terminen gilt als ausgeschlossen. Nun bleiben nur noch wenige Familienmitglieder übrig, die voll im öffentlichen Einsatz sind. Auf den Schultern von Prinz Charles und Herzogin Camilla sowie Prinz William und seiner Frau Kate, den Royals der ersten Reihe, lastet immer stärker das gesamte Paket Arbeit, das die Windsors üblicherweise zu stemmen haben.
Schon in den kommenden Wochen brechen die beiden Paare in verschiedene Commonwealth-Staaten auf, um die Queen in ihrem Jubiläums-Jahr zu repräsentieren. Thronfolger Charles wird im Juni außerdem für seine Mutter in Ruanda am Treffen von Staats- und Regierungschefs der Commonwealth-Staaten teilnehmen.
In rund zwei Wochen ist im Kalender der Queen erneut ein Gottesdienst in der Westminster Abbey vorgemerkt. Am 29. März soll dort ihrem langjährigen und im vergangenen Jahr gestorbenen Ehemann Prinz Philip gedacht werden. Die Queen habe fest vor, dabei sein, heißt es in Berichten – zumindest bis jetzt.