Zehn Jahre kommt die ZDF-Nachrichtensatire «heute-show» jetzt schon freitags – 2020 hat sie es erstmals geschafft, im Schnitt fünf Millionen Zuschauer zu erreichen. In diesem Jahr hat sie sich also endgültig etabliert und ist für viele TV-Zuschauer in Deutschland eine feste Institution im Wahnsinn des Nachrichtenalltags geworden. Kurz gesagt: 2020 war auch das Jahr der «heute-show».
Die Satiresendung geht an diesem Freitag (18.12.) mit der letzten Folge des Jahres in eine sechswöchige Winterpause bis zum 29. Januar. In der letzten Ausgabe 2020 verleiht Oliver Welke auch diesmal wieder «Goldene Vollpfosten» für besonders dumme Leistungen. 33 Ausgaben gab es dann dieses Jahr. Genauso viele sind laut ZDF auch 2021 geplant.
«Die mit großem Abstand meisten Sendeminuten gingen, Überraschung, an Corona», sagt Welke der Deutschen Presse-Agentur. «Mit allen Nebenwirkungen, von Homeschooling-Debakel bis ungleiche Verteilung von Staatshilfen.» Platz zwei halte wohl die US-Wahl.
«War eben ein fast schon monothematisches Jahr», meint Welke, um im typischen «heute-show»-Humor-Stil fortzufahren: «Umso wichtiger, zwischendurch auch mal Themen zu behandeln, die medial mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, wie zum Beispiel die Verschärfung des Abtreibungsrechts in Polen oder die ebenfalls unfassbare Tatsache, dass Andreas Scheuer immer noch im Amt ist.»
2020 erreichte die ZDF-Sendung am Freitagabend im Schnitt gut 5 Millionen Zuschauer. Bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es durchschnittlich 1,5 Millionen. Im Jahr 2019 hatte die «heute-show» im Schnitt nur 4,2 Millionen Zuseher. Auch das Online-Angebot ist sehr erfolgreich.
Die Nachrichtensatire wurde dieses Jahr selbst zur Nachricht, nachdem Mitarbeiter am 1. Mai in Berlin angegriffen worden waren. Vermummte attackierten ein Kamerateam nach Dreharbeiten bei einer Demonstration gegen die Corona-Auflagen. Sechs Menschen wurden dabei nach ZDF-Angaben verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei ging von Tätern aus der linken Szene aus.
Welke reagierte in der Ausgabe danach recht ernst auf den Vorfall: «Da fragt man sich schon: Ist es wirklich konsequent, am Rande von Veranstaltungen, die sich angeblich für Grundrechte einsetzen, ausgerechnet die Pressefreiheit im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen zu treten? Das als kleine Denksport-Aufgabe für kommende Demos und als leicht pastorales Schlusswort.»
Der oft berechenbare Humor der «heute-show» ist nicht unumstritten. Die Hamburger Kommunikationswissenschaftlerin Katharina Kleinen-von Königslow sagte kürzlich dem Nachrichtenportal «watson», die Show drifte öfter mal ins Eliten-Bashing ab und sei «eher die Sorte Satire, die den Zynismus der Menschen verstärkt oder auf die Politikverdrossenheit einzahlt». Oft werte sie auch ganze Staaten ab. Positiv wertet die Forscherin, dass die Sendung auch vermeintlich sperrige Themen einem breiteren Publikum nahebringe.
Das ZDF erwidert auf Kritik dieser Art, dass die Nachrichtensatire Debatten der Gesellschaft aufgreife, auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfe und «im Zweifel Aussagen von Politikern aller Richtungen oder offizieller Vertreter von Institutionen mit den Mitteln satirischer Überspitzung ad absurdum führt». Stilmittel seien Spott, Verallgemeinerungen, Übertreibungen und die Aufnahme von Vorurteilen.
Die erste «heute-show» wurde am 26. Mai 2009, einem Dienstag, ausgestrahlt. Sie kam zunächst monatlich. Seit 22. Januar 2010 hat sie ihren wöchentlichen Sendeplatz am Freitagabend. Die Sendung gilt als deutsche Adaption des amerikanischen Formats «The Daily Show».