Es war die Zeit der Dauerwellen, Puffärmel und Taillengürtel. In den 80er Jahren hatten die Amerikaner Madonna und Whitney Houston, die Italiener Gianna Nannini, die Briten Samantha Fox – und in Deutschland tauchte, nach dem Welterfolg von Nena, plötzlich Sandra auf.
Mit «Maria Magdalena» wurde die Sängerin mit Anfang 20 zum internationalen Act. Der größte Hit der gebürtigen Saarbrückerin, der auch heute auf kaum einer 80er-Jahre-Party fehlt, schaffte es 1985 in mehr als 20 Ländern auf Platz eins.
Durchstarten nach fünf Jahren Brustkrebs
Diese Woche (18.5.) ist die als Sandra Ann Lauer geborene Musikerin 60 Jahre alt geworden – und stand am Tag nach ihrem runden Geburtstag auf der Konzertbühne im tschechischen Olmütz. «Ich freue mich wahnsinnig», sagte sie vor ihrem Auftritt. Denn nach fast fünf Jahren Brustkrebs sei sie endlich wieder gesund. Sie sei glücklich, «dass ich wieder auf die Bühne gehen und wieder ich selbst sein kann».
Nun wolle sie wieder durchstarten, auch wenn die Fans auf neue Songs von ihr wohl noch ein, zwei Jahre warten müssten. Künftig wünsche sie sich auch mehr Auftritte in Deutschland – und wolle daher auch eine Wohnung in München mieten. «Da muss ich nicht immer eingeflogen werden», sagte Sandra, die nach wie vor meist auf Ibiza lebt.
Immer wieder Schaffenspausen
Das letzte Album der Sängerin («Stay in Touch») ist inzwischen zehn Jahre her, danach folgte 2016 eine Best-of-Veröffentlichung. Längere Pausen sind im Leben der Musikerin, die in ihrer ersten Karrierephase mehr als 30 Millionen Tonträger verkauft hat, nichts Ungewöhnliches. Der stille Star hat sich immer mal wieder Auszeiten gegönnt, ist ohne Skandale und Peinlichkeiten älter geworden.
In Japan wurde Sandra in den 80ern als Superstar gefeiert, in Europa in Diskotheken rauf und runter gespielt, in Südamerika die «europäische Madonna» genannt. Mit «In the Heat of the Night» hatte Sandra noch einen veritablen Nachfolgehit gelandet, doch dann blieben weitere Riesenhits aus. Eine Coverversion von «Hiroshima» brachte sie Anfang 1990 noch mal in die Charts – dann wurde es stiller um Sandra.
Jugend auf der Strecke geblieben
«Ich brauchte erst einmal einen totalen Break», hatte sie damals mal der Deutschen Presse-Agentur erklärt. «Seit meinem 16. Lebensjahr habe ich eigentlich nur aus dem Koffer gelebt.» Dabei sei ihre Jugend auf der Strecke geblieben. «Ich hatte keine Jugendfreunde, ich war nie zelten, ich war nie in der Diskothek, ich habe nie gefeiert.» Für sie habe es aber nichts anderes als die Musik gegeben. Vor ihrem Erfolg als Solo-Künstlerin gehörte sie zum Disco-Trio Arabesque, das vor allem in Japan Erfolge feierte.
1988 ging sie mit ihrem ersten Ehemann, dem auch mit dem Musikprojekt Enigma bekannt gewordenen Musikproduzenten Michael Cretu (am 18. Mai 65 geworden) auf die spanische Mittelmeer-Insel Ibiza. Nach der Geburt der beiden Jungen Nikita und Sebastian zog sich Sandra zurück. «Es gab plötzlich so viel zu tun: die Zwillinge, das Haus, die Familie, das war mir wichtiger.»
Kleines Comeback im Jahr 2002
2002 gab es ein kleines Comeback mit besinnlicheren Tönen auf dem Album «The Wheel of Time». Zwei Jahre später trat sie nach etlichen Jahren erstmals wieder auf der Bühne auf. Es folgten Songs mit dem Schweizer Musiker DJ Bobo und mit Ex-Modern-Talking-Sänger Thomas Anders – und weitere Alben, mit denen sie sich bei ihren Fans zurückmeldete.
In den vergangenen Jahren zog es Sandra in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach China, Japan, in osteuropäische Länder und nach Russland. In Russland würde sie jetzt aber «natürlich nicht» auftreten, solange Wladimir Putin an der Macht sei, sagte sie. Sie habe sehr viele russische Fans. «Und die Menschen in Russland können ja nichts dafür.»
Konzerte in Osteuropa und den USA geplant
Auch dieses Jahr ist Sandra in Osteuropa gleich mehrfach mit zu Gast: Im Juli in Estland, im August in Rumänien und im Oktober in der Slowakei. Weitere Konzerte stehen im August in den USA an – von New York bis Los Angeles, zusammen mit Thomas Anders. «Das wird mit Sicherheit richtig cool.» In Deutschland sind nur zwei Konzerte geplant: im Herbst in Dortmund und Düsseldorf.
Lampenfieber kenne sie nicht, sagte sie. «Ich war noch nie jemand, der Angst hatte, auf die Bühne zu gehen.» Im Gegenteil: Sie könne es immer kaum erwarten, raus zu dürfen.