Der Loveparade-Gründer Dr. Motte will mit einer Musikparade am 9. Juli in Berlin ein neues Techno-Spektakel auf die Straße bringen. «Wir erzählen die Geschichte des Spirits der Loveparade weiter», sagte der 61-Jährige am Donnerstag. «Wir demonstrieren, wie wir uns unser Leben vorstellen.»
Laut den Veranstaltern der Parade mit dem Namen «Rave The Planet» wird bislang mit 25.000 Menschen auf den Straßen gerechnet, es könnten aber mehr werden. 150 Künstler und Künstlerinnen sowie 18 Musikwagen («Floats») werden erwartet. Die geplante Route führt dabei vom Kurfürstendamm, Potsdamer Platz und Brandenburger Tor in Richtung Siegessäule. Neben Musik sind Reden geplant, außerdem soll 25 Mal ein bedingungsloses Grundeinkommen von 12.000 Euro im Jahr verlost werden.
Elektronische Tanzmusikkultur als kulturelle Leistung
Mit der Loveparade, die Dr. Motte als Marke seit langem nicht mehr gehört und die in Duisburg vor zwölf Jahren katastrophal endete, hat die Neugründung nach seinen Worten nichts zu tun. «Das wird ein freudiger Event werden, in dem wir mit den Behörden abgestimmte Sicherheitskonzepte umsetzen werden», sagte er. Der DJ verwies dabei auf die Erfahrung, die Berlin mit Großveranstaltungen hat.
Die «Rave The Planet»-Parade versteht sich als politische Demonstration mit einem Katalog von Forderungen, wie die Veranstalter betonen. Es geht demnach etwa um die Anerkennung und den Erhalt der elektronischen Tanzmusikkultur als kulturelle Leistung. Das Motto lautet «Together again» – wieder zusammen.
Auf der Homepage heißt es, zwei Jahre Pandemie und Social Distancing hätten ihre Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Es sei Zeit, das Trennende zu überwinden und endlich wieder zusammenzufinden. «Auch die aktuelle Weltsituation ist angespannt. Kriege und Schreckensbilder, wie derzeit in der Ukraine, bestimmen unseren Alltag und die Medien. Einmal mehr ist es wichtig, das Gute zu stärken und zu zeigen, dass es auch anders geht.»
«Friede, Freude, Eierkuchen» war gestern
Dr. Motte, der bürgerlich Matthias Roeingh heißt, hatte vor mehr als 30 Jahren die Loveparade in Berlin gegründet. 1989 war sie noch ein kleines Fest, bei dem 150 Technofans unter dem Motto «Friede, Freude, Eierkuchen» auf dem Kurfürstendamm tanzten. Fünf Jahre nach dem Start feierten 120.000 Raver. 1999 zählten die Veranstalter 1,5 Millionen Besucher.
Mangels Sponsoren fiel die Loveparade in den Jahren 2004 und 2005 aus – bis ein Fitnessstudio-Unternehmer einsprang. In Berlin fand die Parade bald mit dem Senat keinen Konsens mehr und wanderte ins Ruhrgebiet ab, wo sie in Essen (2007) und Dortmund (2008) wiederum viele Besucher anlockte. Bochum verzichtete ein Jahr später aus Platz- und Sicherheitsgründen. 2010 kam es dann in Duisburg in der Menschenmenge zur Katastrophe. 21 Menschen starben und mehr als 500 weitere wurden verletzt.