Herzogin Meghan und ihr Ehemann Prinz Harry sind Vorwürfe der britischen Presse gewohnt. Eine solche Breitseite aber gab es wohl selten.
Geradezu genüsslich breitet nicht nur die Boulevardpresse eine Fülle von Anschuldigungen gegen das Paar aus, die in zwei neuen Büchern über das Innenleben des Palasts erhoben werden. Die Queen sei «verletzt und erschöpft» gewesen von Meghans und Harrys Entscheidung, ihr royales Leben einzustellen, heißt es da etwa. Oder dass Meghan es von Tag eins an darauf abgesehen habe, von der Royal Family abgelehnt zu werden – und deshalb keine Hilfe angenommen habe.
Giftpfeile in Richtung Kalifornien
Kaum ist die Staatstrauer für die gestorbene Queen vorbei und das Paar in seine US-Wahlheimat zurückgekehrt, fliegen die Giftpfeile über den Atlantik. Dabei hatte die gemeinsame Trauer über den Tod von Königin Elizabeth II., der Enkel Harry sichtlich erschüttert hatte, Hoffnungen auf eine Versöhnung geweckt.
So sprach der neue König Charles III. in seiner ersten Rede an die Nation von seiner «Liebe zu Harry und Meghan (…), die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen». Der Herzog von Sussex, wie Harrys offizieller Titel lautet, schritt an der Seite seines von ihm entfremdeten Bruders Prinz William hinter dem Sarg. Gemeinsam mit ihren Ehefrauen betrachteten die Brüder in demonstrativer Einigkeit vor Schloss Windsor die Blumengaben der Trauernden.
Doch der Schein könnte trügen. «Wenn Taten mehr sagen als Worte», kommentierte der Royals-Experte Peter Hunt während der Trauerzeit einen Bericht, wonach Meghan und Harry vom Empfang für die zum Staatsbegräbnis anreisenden Staats- und Regierungschefs im Buckingham-Palast ausgeladen worden seien. Bereits als die Queen noch im Sterben lag, soll Charles seinen Sohn angewiesen haben, ohne Meghan zur Familie nach Schottland zu reisen.
Irritiert wurde in königshauskritischen Kreisen zudem aufgenommen, dass ausgerechnet Harry im Gegensatz zu Vater Charles und Bruder William nicht in Uniform an den Trauerzeremonien teilnehmen durfte – weil er kein aktives Mitglied der Royal Family mehr ist. Dabei hat Harry zehn Jahre in der Armee gedient, war zwei Mal im Einsatz in Afghanistan und wurde zum Captain befördert.
In der konservativen Presse hingegen werden persönliche Vorwürfe gegen den 38-Jährigen breit getreten. Harry sei «genauso abwesend» wie Meghan gewesen und habe «gemeine» E-Mails an ranghohe Mitarbeiter geschrieben, zitierte etwa die «Sun» aus dem neuen Buch des früheren Royals-Reporters der «Times», Valentine Low. Die «Sunday Times» druckte seitenlang Auszüge aus «Courtiers: the Hidden Power Behind the Crown» (etwa: «Höflinge: die geheime Macht hinter der Krone»).
Dort betont Low immer wieder, wie unhöflich sich Meghan und Harry gegenüber Mitarbeitern verhalten hätten. Diese wiederum hätten die Herzogin als «narzisstische Soziopathin» verurteilt. So soll Meghan bei einer Reise nach Australien, Fidschi und Samoa 2018 gestöhnt haben: «Ich kann nicht glauben, dass ich hierfür nicht bezahlt werde.» Die Bediensteten sollen sich als «Sussex Survivors‘ Club» bezeichnet haben – als diejenigen, die die Sussexes überlebt haben.
Harry hat seine Memoiren angekündigt
Die heftigen Vorwürfe von Low sowie in einem weiteren Buch der Royal-Expertin Katie Nicholl – «The New Royals: Queen Elizabeth’s Legacy and the Future of the Crown» (Die neuen Royals: Das Vermächtnis von Queen Elizabeth und die Zukunft der Krone) – zeigen, wie sehr es weiterhin innerhalb des engsten Kreises der königlichen Familie kriselt. Dass die konservative Presse, die von Harry seit Jahren scharf kritisiert wird, die Vorwürfe gegen den Queen-Enkel so genüsslich ausbreitet, könnte eine Art Vorwärtsverteidigung sein.
Denn schon bald werden Harrys Memoiren erwartet, die er für dieses Jahr angekündigt hatte. In London werden neue, scharfe Attacken gegen den Palast befürchtet, wie das Paar sie seit dem explosiven Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey im März 2021 immer wieder erhoben hat. Die «Mail on Sunday», mit der sich Harry mehrere juristische Scharmützel geliefert hat, berichtete nun, der Herzog von Sussex versuche, in Windeseile noch Änderungen durchzusetzen. Nach dem Tod der Queen und der Amtsübernahme seines Vaters wolle er einen beschwichtigenderen Ton anschlagen. «Doch es könnte zu spät sein», zitierte das Boulevardblatt einen Insider.