Der lange Zeit erkrankte Daniel Barenboim ist zurück am Dirigentenpult. Der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden dirigierte am Samstag in Berlin mit der neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven ein Konzert zum Jahreswechsel. Das Publikum im restlos ausverkauften Haus feierte Barenboim, die Staatskapelle, den Staatsopernchor und die Solisten am Silvesterabend mit anhaltenden Ovationen. Auch für den Neujahrstag am Sonntag stand das Stück mit der finalen Ode an die Freude auf dem Programm.
Der 80-Jährige, der bei solchen Gelegenheiten oft ein paar Worte ans Publikum richtet, sagte an diesem Abend nichts. Sein Gang wirkte etwas unsicher, er dirigierte sitzend. Seine ohnehin selten ausufernden Bewegungen waren vielleicht noch sparsamer. Auf die Interpretation wirkte sich das nicht aus. Barenboim hat die Staatskapelle in den vergangenen drei Jahrzehnten auf internationales Spitzenniveau geführt. Musiker und Dirigent verstehen sich über lange Takte auch mit wenig Aktion.
Barenboim hatte Anfang Oktober angekündigt, er müsse sich jetzt so weit wie möglich auf sein körperliches Wohlbefinden konzentrieren. «Mein Gesundheitszustand hat sich in den letzten Monaten verschlechtert und es wurde eine schwere neurologische Erkrankung bei mir diagnostiziert», schrieb er dazu.
Die Staatsoper musste ein zum Geburtstag geplantes Konzert in der Berliner Philharmonie absagen, bei dem Barenboim Klavier spielen sollte. Zuvor musste Barenboim bereits das Dirigat für die zu seinem Geburtstag realisierte Neuinszenierung von Richard Wagners «Der Ring des Nibelungen» an der Staatsoper abgeben. Für ihn sprangen Christian Thielemann und Thomas Guggeis am Pult ein. Thielemann vertrat Barenboim auch während der Asientour mit der Staatskapelle. In jüngster Zeit war Barenboim mehrmals ausgefallen. Im Februar musste er sich einem chirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule unterziehen.