Es sei das Jahr, gar die Ära, der Jogginghose, wird angesichts der Corona-Krise gern behauptet. Schließlich säßen Millionen Menschen derzeit im Homeoffice im gemütlichen Dress.
Die bequeme weiche Sporthose boome, junge Leute, vor allem Männer, tragen Sweatpants schon lange auch auf der Straße. Selbst Influencerinnen posierten nun darin auf der heimischen Couch statt im Kleid an pittoresken Orten. Stimmt das alles so? Was sagen eigentlich Marktforscher dazu?
«Die Menge der insgesamt verkauften Jogginghosen steigt nicht, geht aber – zumindest bei den Herren – deutlich weniger zurück als der Gesamtmarkt Hose», heißt es vom Konsumforschungsunternehmen GfK in Nürnberg übers Corona-Jahr 2020. «Der Anteil Jogginghosen, die «nicht zum Sport» gekauft werden, steigt insgesamt von gut 40 Prozent auf knapp 50 Prozent. Und: Männer geben für die «Jogginghose für Zuhause» mehr aus als Frauen und deutlich mehr als im Jahr davor.» Also relativ gesehen boomt die Jogginghose tatsächlich.
Es kann natürlich keinen Text über Jogginghosen ohne das berühmte Zitat von Karl Lagerfeld geben: «Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.» Der «Tagesspiegel» analysierte, der 2019 gestorbene Lagerfeld habe verstanden, dass Mode immer ein Seismograph für die Sehnsüchte der Leute sei. Deshalb: «Wenn der Anzug die Rüstung war, mit der man sich im Arbeitsleben sicher fühlte, ist die Jogginghose die weiche Hülle in einem harten Alltag: Die Priorität liegt, den Zeiten angemessen, darauf, sich wohlzufühlen – nicht zu repräsentieren.»
Laut Modeexperte Carl Tillessen vom Deutschen Mode-Institut in Köln bleibt die Jogginghose noch lange angesagt: «Wir haben ein Jahr lang die pflegeleichteste und bequemste Kleidung, die es auf dem Markt gibt, getragen und das werden wir auch nicht wieder aufgeben.»