Die 32. Auflage des Heavy-Metal-Festivals im schleswig-holsteinischen Wacken ist in der Nacht zu Ende gegangen. 61.000 Besucherinnen und Besuchern feierten dort, das waren nach Veranstalterangaben deutlich weniger Metalfans als die ursprünglich erwarteten 85.000.
Wegen der schlammigen Platzverhältnisse hatten die Veranstalter am Mittwoch erstmals in der Geschichte des Wacken Open Air (W:O:A) aus Sicherheitsgründen einen Einlassstopp verhängt. Nach dem regenbedingten Chaos bei der Anreise verlief die Abreise laut Polizei und Veranstaltern zunächst ohne Probleme.
Abreise größtenteils beendet
«Dank einer intensiven Kommunikation zu den besonderen Umständen, verläuft die Abreise sehr gut», teilte ein Festivalsprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. In der Nacht hätten bereits um die 50 Prozent der Gäste die Heimfahrt angetreten. Bis zum Mittag reisten demnach 90 Prozent ab – der Großteil von ihnen selbstständig. «Aktuell sind nur noch sechs der insgesamt circa 60 Traktoren im Einsatz, um vereinzelt PKW abzuschleppen», erklärte der Sprecher. Am Nachmittag war die Abreise ihm zufolge dann größtenteils beendet.
«Das sollte sich langsam dem Ende entgegen neigen», erklärte zu diesem Zeitpunkt auch die Polizei. Bereits am Mittag hatte sie berichtet, dass der Verkehr fließe und sich «alles im erwartbaren Soll» befinde. Insgesamt seien die Autos weitgehend sauber. «Schlamm ist runter», sagte ein Polizeisprecher.
Im schlammüberzogenen Wacken spielten in diesem Sommer Metal-Größen wie Iron Maiden, Helloween und Doro Pesch. Erstmals dauerte das Festival vier Tage – auf neun Bühnen gab es mehr als 200 Konzerte. «Es schmerzt uns sehr, dass ein Teil unserer Metal-Familie nicht mitfeiern konnte», teilte Festival-Mitbegründer Holger Hübner am Sonntag mit. Leider sei dieser Schritt unvermeidbar gewesen, damit das Festival überhaupt stattfinden konnte. «Die wahren Helden und Heldinnen des W:O:A sind deshalb die, die zu Hause blieben oder umkehren mussten.»
Große Solidarität in der Community
Mitbegründer Thomas Jensen betonte, dass man trotz eines schlechten Starts «dann eine gute Stimmung hinbekommen» habe. Es sei ein Erlebnis «mit unzähligen Gänsehautmomenten, grandiosen Konzerten und einem wahnsinnigen Gemeinschaftsgefühl» gewesen. Die große Solidarität in der Community und weit darüber hinaus erfülle die Veranstalter mit Dankbarkeit.
Wer bereits eine Festivalkarte hatte, aber nicht mehr aufs Gelände durfte, bekommt ihnen zufolge ein Vorkaufsrecht auf die Tickets für das kommende Festival. Außerdem soll der Ticketpreis in Höhe von 299 Euro pro Person rückerstattet werden. Den Festival-Machern entgehen dadurch nach eigenen Angaben Einnahmen in Höhe von mehreren Millionen Euro.
«Es ist ein Drittel unserer Einnahmen», sagte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen. Das sei mathematisch nicht so schwer auszurechnen. «23 500 mal 299, und dann kommst Du da irgendwo ziemlich dicht ran.» Jensens Rechnung zufolge fehlen Einnahmen in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro.
Polizei: «Das sicherste Wacken Open Air»
Positive Nachrichten gab es dagegen von Polizei und Rettungsdienst. «Das war mit Abstand – auch in Relation zur etwas reduzierten Teilnehmerzahl – das sicherste Wacken Open Air, das hat irgendwie zusammengeschweißt», bilanzierte der Leitende Polizeidirektor Frank Matthiesen. Die Beamten hätten nur sehr wenige Straftaten registriert. Auch der Leiter des Rettungsteams, Volker Böhm, hielt fest: «Hier ist nichts Schweres passiert.» Sanitäter hätten 2500 Hilfsleistungen erbracht und 120 Besucher in Krankenhäuser gebracht.
Für das 33. Metal-Festival im kommenden Jahr (31. Juli bis 3. August 2024) kündigten die Veranstalter am Samstagabend bereits die ersten 33 Bands an – darunter auch die Scorpions. Die deutsche Rockband spielte bereits 2012 in Wacken und ist 2024 einer der Headliner. Geplant sind dann unter anderem auch Auftritte von Amon Amarth, In Extremo, Blind Guardian und Knorkator. Noch am Abend sollte um 20 Uhr der Vorverkauf für das W:O:A 2024 starten.