Spaniens Altkönigin Sofía gehört noch immer zu den beliebtesten Persönlichkeiten Spaniens. Aber beneiden dürften ihre Landsleute sie kaum. Die Frau, die kommenden Donnerstag (2. November) ihren 85. Geburtstag feiert, wirkt bei ihren seltener werdenden öffentlichen Auftritten zwar wie immer noch gefasst, aber auch traurig. «Der melancholische Sommer der Königin Sofía», titelte die Zeitung «El Mundo» im August.
Das liegt sicher auch am Verlust ihres Bruders, des letzten griechischen Königs Konstantin II, der im Januar in seiner Heimat im Alter von 82 Jahren starb. Zu ihm hatte die in Griechenland als ältestes Kind des Königspaares Paul I. von Griechenland und Friederike von Hannover geborene Sofía eine enge Beziehung. Aber vor allem ein Trauergast bei der Beisetzung ihres Bruders in Athen dürfte ihr auch Kummer bereitet haben. Ihr Mann, Spaniens skandalumwitterter Altkönig Juan Carlos.
Knatsch in der Familie
Fast vier Jahrzehnte diente Sofía als Königin an der Seite von Juan Carlos (85). Es war ein Leben für Spanien, die Krone und gegen den Strom. Immer wieder machten Gerüchte über unbewiesene Seitensprünge die Runde, während Sofía alles dafür gab, das Bild einer glücklichen Königsfamilie aufrechtzuerhalten. Wirklich gelungen ist ihr das nicht. Die Familie ist eher zerstritten, hat sich seit Jahren nicht mehr vollständig zusammengefunden und Juan Carlos lebt seit 2020 im Exil in Dubai.
Immer wieder gab es Demütigungen für Sofía. So hing 2011 eines Tages ein riesiges Plakat in der Hauptstadt Madrid, das auf einen angeblichen Ehebruch ihres Mannes anspielte. Das Plakat mit den Porträts des damaligen spanischen Monarchen, des früheren US-Präsidenten Bill Clinton und des britischen Kronprinzen und heutigen Königs Charles hatte die amerikanische Seitensprung-Agentur Ashley Madison an einer Wand in der belebten Einkaufsstraße Gran Vía anbringen lassen.
«Was haben diese „Würdenträger“ gemeinsam?», stand über den drei Porträts auf dem Plakat. «Sie hätten Ashley Madison nutzen sollen», lautete die Antwort darunter. Von Clinton und Charles ist bekannt, dass sie in der Vergangenheit außereheliche Beziehungen hatten. Juan Carlos wurde das nie nachgewiesen. Auch Enthüllungen der als «frühere enge Freundin» des Ex-Monarchen bezeichneten Corinna zu Sayn-Wittgenstein sollen Sofía zugesetzt haben.
Gefängnisstrafe für Schwiegersohn
Ein Schwiegersohn Sofías, Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarin, wurde wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Ein Übriges taten auch die jahrelangen Ermittlungen der spanischen Justiz gegen Juan Carlos im Zusammenhang mit dessen finanziellen Fehlverhalten. Sie wurden erst im vergangenen Jahr trotz «Unregelmäßigkeiten» eingestellt, einfach weil sie verjährt waren. Nicht gerade eine weiße Weste für Sofías Mann.
Doch das Königshaus Casa Real und Sofía hielten sich stets an die dem britischen Königshaus nachgesagte Maxime «Never complain, never explain» (Nie beklagen, nie erklären). Auch nach der Abdankung ihres von Affären und gesundheitlichen Problemen gebeutelten Gatten im Juni 2014 setzte Sofía ihre Prioritäten weiter auf das Land und ihre Familie. Diejenigen, die sie näher kennen, wundern sich nicht. «Sofía ist eine leidenschaftliche Kämpferin», sagte vor wenigen Jahren Königin Noor von Jordanien. Sofía trägt mittlerweile offiziell den Titel «Reina emerita» (emeritierte Königin).
«Bin zu 100 Prozent Spanierin»
Sofía hat auch eine Zeit lang in Deutschland gelebt, wo sie im Eliteinternat Salem war. Sie studierte in Athen Musik und Archäologie und erhielt zahlreiche Ehrendoktortitel, unter anderem der Universitäten in Oxford, Cambridge und Tokio. Später sollte sie Wert darauf legen, dass ihre drei Kinder ebenfalls eine umfassende Bildung genießen. Ihre beiden Töchter, Elena (54) und Cristina (53), waren die ersten Mitglieder der Casa Real mit einem Universitätsabschluss. Ihr Sohn und heutiger König Felipe VI. gilt anders als sein Vater als sehr korrekt. Der «Saubermann» gilt allenfalls als etwas langweilig, aber er hat das Ansehen der Monarchie wieder verbessern können.
Juan Carlos traf Sofía 1954 bei einer Kreuzfahrt auf der Ägäis. Acht Jahre später heirateten sie. In Spanien wurde die damals 24-Jährige keineswegs mit offenen Armen empfangen. Eine Griechin, die kein Spanisch sprach und der griechisch-orthodoxen Kirche angehörte, war den Spaniern suspekt. Sofía fügte sich in ihre neue Rolle, konvertierte zum katholischen Glauben und lernte innerhalb weniger Monate die Sprache ihrer neuen Heimat. Heute sagt sie: «Ich bin zu 100 Prozent Spanierin.»