Der französische Pianist Richard Clayderman wird 70. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Lander/ZB/dpa)

Richard Clayderman zählt zu den erfolgreichsten Pianisten weltweit. Beruflich hat er Rekorde gesammelt: über 2800 Konzerte auf fünf Kontinenten, rund 340 Gold- und Platin-Schallplatten und mehr als 90 Millionen verkaufte Tonträger, davon allein zwischen 22 bis 23 Millionen für seine «Ballade pour Adeline». Astronomische Zahlen, zu denen nach eigenen Angaben noch seine drei Millionen Flugkilometer kommen. Eine Karriere, die erfolgreicher nicht sein könnte. Privat war ihm das Glück jedoch nicht immer hold.

Der französische Pianist, der am 28. Dezember 70 Jahre alt wird, nennt seine Privatsphäre «geheimer Garten» und sich selbst einen zurückhaltenden Menschen. Einen der Gründe nannte er in einem Interview der französischen Fernsehzeitschrift «Télé Star»: «Ich habe nie meine beiden Kinder preisgeben wollen.»

Private Tragödien

Das Thema Kind ist im Leben des Pianisten ein dunkles Kapitel. Im Jahr 2012 verlor er seine damals 39-jährige Tochter Maud, die zur Welt kam, als er erst 18 Jahre alt war. Sie starb an Herzversagen an ihrem Schreibtisch. Erst Jahre später sprach er in den Medien darüber.

Die schreckliche Nachricht erfuhr er damals telefonisch von seiner Ex-Frau Rosaline, denn er war in Deutschland auf Tournee. Das Drama stürzte ihn in eine tiefe Depression. Die Liebe zur Musik habe ihm geholfen, darüber hinwegzukommen, sagte er in der kanadischen Sendung «Le café show».

Mittlerweile besteht das Gesamtwerk des als Philippe Robert Louis Pagès in Paris geborenen Musikers aus rund 1400 Titeln. Als Sohn eines französischen Pianisten und Klavierlehrers lernte er mit sechs Jahren bereits Klavier. Mit zwölf Jahren wurde er am Pariser Konservatorium aufgenommen. Mit 16 Jahren gewann er den ersten Preis.

Heute ist er mit der Geigerin Typhaine Pautrel verheiratet. Die Hochzeit mit der 15 Jahre jüngeren Musikerin fand 2010 statt. Er hatte sie 2001 auf einer Tournee kennengelernt. Auch die Bekanntgabe der Trennung von seiner zweiten Frau Christine, aus deren Ehe sein 1984 geborener Sohn Peter stammt, verlief im Stillen.

Er mag Jazzpianisten wie Herbie Hancock

Sanft, gefühlvoll, lauschig: Ein Stil, dem Clayderman seit 40 Jahren treu ist und der ihm den Beinamen «Prinz der Romantik» einbrachte, den ihm die Ex-Präsidentenfrau Nancy Reagan Mitte der 80er Jahre gegeben hat. Auch sein jüngstes Album «Forever Love» aus dem Jahr 2022 ist ein typisches Clayderman-Werk. Darauf spielt er neben Interpretationen moderner Klassiker von Coldplay und Ed Sheeran Kompositionen von Paul de Senneville, der 1977 für ihn den Candlelight-Song «Ballade pour Adeline» schrieb.

Privat hat er allerdings eine Vorliebe für Jazzmusiker. Er mag Pianisten wie Herbie Hancock, Chick Corea, Joe Sample, Michel Petrucciani oder Brian Culbertson. «Ich mag Jazz sehr, doch bin ich nicht in der Lage, ein Jazz-Album zu produzieren», sagte er der dpa. Die Romantik stecke ihm eben im Blut.

Mit seinem jüngsten Album hat er in Frankreich stark die Werbetrommel gerührt, denn die Konzertsäle füllt er vor allem im Ausland. Seiner Meinung nach ist er in seinem Heimatland außer Mode geraten, weil den französischen Medien nicht gefällt, was populär ist. Sie seien zu elitär, zitiert ihn unter anderem die französische Wochenzeitung «L’Obs».

Serenaden für Galapagos-Riesenschildkröten

In den jüngsten Interviews plauderte Clayderman erstaunlich frei über seine Fans. Er habe einen deutschen Fan, der ihm ein- oder zweimal im Monat Postkarten mit Wettervorhersagen schickte, erzählte er im Youtube-Kanal der Klaviermarke Korg.

Auch eine unangenehme Anekdote griff er auf. Im Februar 2013 spielte er auf Bitten des Londoner Zoos für vier Galapagos-Riesenschildkröten im Londoner Zoo einfühlsame Serenaden. Man hoffte, seine Musik würde sie zur Fortpflanzung anregen – jedoch vergeblich. Zu der Aktion hatten Forschungsergebnisse angeregt, wonach Musik das Verhalten von Tieren beeinflussen kann.

Der Vorfall habe einen schrecklichen Wirbel ausgelöst, erinnerte er im Radiosender «RFI». Er sei ein guter Kerl und wenn er sehe, dass man sich für etwas engagiere, dann tue er gerne einen Gefallen, begründete er seine Beteiligung an der Aktion. Was ihn am meisten verärgert hatte, war, dass sich am nächsten Tag alle Medien über ihn lustig gemacht hätten.

Von Sabine Glaubitz, dpa