Roy Orbison machte wenig Aufhebens um seinen Ruhm. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roy Orbison Estate/Arte/dpa)

Sein Markenzeichen war die Sonnenbrille, aber im Gedächtnis bleibt Roy Orbison bis heute für seine unvergleichliche Stimme. Die passe eher zu einem Opernsänger als zu einem Rockstar, sagt einer der Gesprächspartner in Steve Coles spannender Dokumentation über den Sänger und Songwriter Roy Orbison, die am Freitag um 21.45 Uhr bei Arte läuft.

Bekannt wurde der 1936 im US-Bundesstaat Tennessee geborene Südstaatler Orbison in den 1960er Jahren mit Songjuwelen wie «Pretty Woman», «Only The Lonely» oder «In Dreams». Fast alle seine Texte schrieb er selbst, weil zu seinem speziellen Gesang und den eindringlichen Balladen einfach keine fremden Lyrics passten. Auf der Bühne gab er stets eine elegante Figur ab, ein freundlicher Gentleman, der ohne Starallüren und Posen auskam und sich ganz auf seine Stimme verlassen konnte. Er war vor allem in Großbritannien populär, und auch der US-Amerikaner fühlte sich auf der Insel am wohlsten.

Schwere Schicksalsschläge

Mit den frenetisch gefeierten Beatles geht Roy Orbison 1963 auf Tour, da steht er auf dem Zenit seines Ruhms. Aber dann folgen schwere Schicksalsschläge. Seine erste Frau kommt 1966 bei einem Motorradunfall ums Leben, zwei Jahre später sterben zwei seiner Kinder beim Brand eines Landhauses in den USA. Orbison taucht ab, und findet mit Hilfe seiner zweiten Frau zurück ins Leben. Ausführlich erzählt Barbara Orbison von der Ehe mit einem Mann, der stets bescheiden bleibt und wenig Aufhebens um seinen Ruhm macht.

Ausführlich zu Wort kommen auch Weggefährten und Musikerkollegen wie Johnny Cash, Elvis Costello oder Bono von U2, der sich über das raffinierte Songwriting von Orbisons Ballade «In Dreams» auslässt. Nach seinem Neuanfang gelingt Roy Orbisons 1988 noch ein spektakulärer Karrieresprung. Zusammen mit George Harrison, Bob Dylan, Tom Petty und Jeff Lynne gründet er die Supergroup Traveling Wilburys, die auf Anhieb die Charts stürmt.

Früher Tod

Lange konnte Roy Orbison den späten Ruhm nicht mehr genießen. Im Dezember 1988 stirbt der Sänger im Alter von nur 52 Jahren an einem Herzinfarkt. Eine Monat später erscheint seine Single «You’ve Got It», die sich sowohl in Großbritannien als auch in den USA zu seinem ersten Top-10-Hit seit einem knappen Vierteljahrhundert mausert.

Im Anschluss an die Doku läuft bei Arte ab 22.45 Uhr der Konzertfilm «Roy Orbison – Black and White Night». Mit auf der Bühne standen Musiker wie Jackson Browne, Elvis Costello, Bonnie Raitt, Bruce Springsteen und Tom Waits.

Von Johannes von der Gathen, dpa