Die deutsche Direktorin des Museums Galleria dell’Accademia in Florenz, Cecilie Hollberg, hat sich mit einer kritischen Bemerkung über die eigene Stadt in Italien mächtig Ärger eingehandelt. Mit Blick auf den Massentourismus, unter dem Florenz leidet, sagte Hollberg vor Journalisten: «Wenn eine Stadt erst einmal zur Hure geworden ist, ist es für sie schwierig, wieder Jungfrau zu werden. Wenn jetzt nicht die absolute Bremse gezogen wird, gibt es keine Hoffnung mehr.» Später entschuldigte sie sich. Die Aufregung ist aber weiterhin groß.
Der Kulturminister der Rechts-Regierung in Rom, Gennaro Sangiuliano, bezeichnete die Äußerungen als Beleidigung für ganz Italien. Zudem kündigte er an, «alle geeigneten Initiativen» zu prüfen. Der frühere linke italienische Ministerpräsident Matteo Renzi – ehemals Bürgermeister von Florenz – brachte auch einen Rücktritt ins Gespräch. Die 380 000-Einwohner-Stadt Florenz gehört mit mehr als fünf Millionen Touristen pro Jahr zu den meistbesuchten Städten Italiens. Die Lebenshaltungskosten sind dort sehr hoch.
Die Historikerin Hollberg steht seit 2015 an der Spitze des Museums, als dessen berühmtestes Werk die David-Statue von Michelangelo gilt. Frühere berufliche Stationen der 57-Jährigen waren unter anderem Dresden, Hannover und Braunschweig. Bis Ende vergangenen Jahres leitete in Florenz auch der deutsche Kunsthistoriker Eike Schmidt das Uffizien-Museum. Inzwischen ist er als Museumsdirektor nach Neapel gewechselt. Spekuliert wird, dass Schmidt bei den bevorstehenden Kommunalwahlen für die Mitte-Rechts-Lager als Kandidat fürs Bürgermeisteramt antreten könnte.
Hollberg hatte am Montag in einer Pressekonferenz vor Journalisten des Weiteren auch gesagt: «Florenz ist sehr schön. Ich hätte gern, dass es wieder an seine Bewohner geht und nicht vom Tourismus zerquetscht wird.» Es sei aber schon zu spät. Später ließ sie eine Erklärung verbreiten, sie liebe die Stadt und habe die «falschen Wörter» verwendet. Dem Sender Rai sagte sie: «Mir liegt es fern, irgendjemanden beleidigen zu wollen – und schon gar nicht die Florentiner.» Sie habe deutlich machen wollen, dass Florenz verantwortungsvollen Tourismus betreiben müsse.