Erich «Rickerl» Bohacek ist wohl das, was man einen liebenswerten Chaoten nennt. Oder, je nach Blickwinkel, eine verkrachte Existenz. Ein Freigeist, der sich in Wien mit Gelegenheitsjobs als Totengräber oder Sexshop-Verkäufer durchs Leben schlägt, aber eigentlich lieber Geld mit seinen eigenen Liedern verdienen würde.
Und der vor allem seinem sechsjährigen Sohn, der bei der Mutter und ihrem neuen spießigen Partner (einem «g’stopften Schwammerl») lebt, ein guter Vater sein möchte. «Rickerl – Musik is höchstens a Hobby» heißt der neueste Film des österreichischen Regisseurs und Drehbuchautors Adrian Goiginger («Die beste aller Welten», «Märzengrund»).
Eine melancholische und emotionale Komödie mit viel Musik, bei der einem auch mal das Lachen im Halse stecken bleibt, weil es mitunter so zynisch und hoffnungslos erscheint, was Rickerl erlebt: ideal besetzt mit Voodoo Jürgens (40), einem der bekanntesten Singer-Songwriter Österreichs. Auch wenn es kein autobiografischer Film über ihn ist, sind dessen Lieder mit ihren mitunter schwarzhumorigen Texten doch eng mit der Handlung verknüpft. Und mit der Geschichte rund um Rickerl und der Beziehung zu seinem Sohn, die vor allem eines ist: anrührend.
Viel Herz und Humor
Mag sein, dass dieser verkannte Liedermacher mitunter gar zu deftig und ruppig reagiert, weil er nicht weiß, wohin mit seiner Wut und Enttäuschung. Und weil er doch meint, dass er lieber obdachlos wäre, als sich herumkommandieren zu lassen. Aber unterm Strich hat er ja Recht mit dem, was er sagt. Und auch mit dem, was ihn antreibt: Seinem Jungen ein anderes Leben zu ermöglichen und ein anderes Vater-Sohn-Verhältnis als das, was offenbar Familientradition zu sein scheint. Klar stimmt es, dass nicht jeder Traum in Erfüllung geht. Aber zumindest schafft es Rickerl, die Reißleine zu ziehen und eine Chance endlich auch mal zu nutzen.
Der Begriff «Tragikomödie» passt nach Ansicht von Adrian Goiginger am besten zu seinem Film. Im Prinzip sei es aber auch «wurscht», wie man ihn bezeichne, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Mir war es wichtig, viel Herz und Humor hineinzustecken!» Das Leben sei manchmal nun mal zum Lachen und manchmal zum Weinen – «und so können Filme auch sein! Man muss sich da nicht arg so festlegen.» Charlie Chaplin habe vorgemacht, wie nah beides beieinander liegen könne.
Übrigens: Alle Lieder sind – ebenso wie alle Dialoge – natürlich in Wiener Dialekt. Ohne ihn wäre die besondere Atmosphäre in diesem Film und seinen traditionellen Lokalen auch gar nicht denkbar. Für deutsche Ohren gibt es dafür Untertitel, die zwar nicht absolut zwingend wären, das Verstehen aber einfacher machen. Und spätestens zum Schluss wissen die Zuschauer dann auch, was ein «Haberer» ist – ein ganz besonderer Freund…