O.J. Simpson war an Krebs erkrankt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: John Gurzinski/epa Pool/dpa)

Der frühere US-Footballstar O.J. Simpson, der 1995 in einem spektakulären Prozess wegen Mordes an seiner Ex-Frau freigesprochen worden war, ist tot. Simpson sei am Mittwoch im Alter von 76 Jahren an Krebs gestorben, teilte seine Familie auf der Online-Plattform X, vormals Twitter, mit. Sein Anwalt bestätigte die Nachricht vom Tod Simpsons zudem gegenüber dem Online-Portal «TMZ».

Simpson sei von seinen Kindern und Enkelkindern umgeben gewesen, als er starb, teilte die Familie mit. «Während dieser Zeit des Übergangs bittet seine Familie darum, ihre Wünsche nach Privatsphäre und Anstand zu respektieren.» Die Erfolge von Simpson auf dem Spielfeld würden in den Archiven der Football Hall of Fame im US-Bundesstaat Ohio bewahrt, in die er 1985 aufgenommen worden war, teilte Jim Porter, Präsident der Ruhmeshalle, mit.

Erfolgreiche Karriere

Geboren wurde Orenthal James – «O.J.» – Simpson am 9. Juli 1947 in San Francisco. Schon als Kind zeigte sich sein sportliches Talent und bald stellte er an der renommierten University of Southern California Rekorde in Football und Leichtathletik auf. «The Juice» – «der Saft» – wurde Simpson wegen seiner Beweglichkeit genannt.

Als Profi schaffte er es in die Football-Liga NFL, war bis Ende der 1970er Jahre für die San Francisco 49ers und die Buffalo Bills erfolgreich und stellte Bestmarken für die längsten Läufe und meisten Touchdowns auf.

Nach dem Ende seiner Karriere wurde der charismatische Simpson zum Sympathieträger, spielte in Filmen und Fernsehserien mit und kommentierte auch Sportereignisse. Privat musste Simpson einen Schicksalsschlag verkraften, als sein drittes Kind, Tochter Aaren, 1979 in einem Pool ertrank. Zwei Jahre später ließen sich Simpson und seine Frau Marguerite, die er 1967 geheiratet hatten, scheiden. 1985 heiratete er Nicole Brown und bekam mit ihr zwei weitere Kinder. 1992 ließ sich das Paar scheiden.

Der Prozess

Dann kommt das für Simpson schicksalsträchtige Jahr 1994: Der Ex-Footballstar wird verdächtigt, Brown und deren Bekannten Ronald Goldman ermordet zu haben. In der Nacht des 12. Juni 1994 hatte ein Spaziergänger die mit vielen Messerstichen getöteten Opfer in Blutlachen vor Browns Haus in Brentwood in Los Angeles entdeckt. Der Verdacht fiel auf Ex-Mann Simpson, es gab Haftbefehl.

Am 17. Juni 1994 sollte sich Simpson den Behörden stellen – doch er flieht in einem weißen Ford Bronco. Simpson sitzt auf dem Rücksitz des Ford Bronco und hält sich zeitweise eine Pistole an die Schläfe. Sein Freund und Sportkollege Al Cowlings sitzt am Steuer. Helikopter und Polizeiautos folgen Simpson auf der Autobahn in Los Angeles, die ganze Nation verfolgt das Spektakel gebannt live vor dem Fernseher.

Die Jagd endet schließlich vor Simpsons Villa, wo sich der damals 46-Jährige ergibt. Er kommt vor Gericht und beteuert seine Unschuld. Es folgt ein rund acht Monate langes Gerichtsdrama, das die ganze Nation fesselt, in die US-Justizgeschichte eingeht – und mit einer Überraschung endet:

1995 wird Simpson in dem Jahrhundertprozess freigesprochen. Die juristische Fachwelt war schockiert, galten die Beweise gegen Simpson in dem Indizienprozess doch als überaus erdrückend. Für die Hinterbliebenen der Opfer war es nur eine kleine Genugtuung, als Simpson 1997 in einem Zivilprozess schuldig gesprochen und zur Zahlung einer Millionenstrafe verurteilt wurde.

Wegen eines anderen Vorfalls landet Simpson schließlich doch noch im Gefängnis. 2008 wird er im US-Bundesstaat Nevada wegen bewaffneten Raubs und Körperverletzung zu 33 Jahren Haft verurteilt. Mit Komplizen hatte er in einem Hotelzimmer in Las Vegas zwei Sammler von Fan-Artikeln bedrängt, persönliche Erinnerungsstücke herauszugeben. 2017 kommt er bereits deutlich früher wieder aus dem Gefängnis heraus. Seitdem lebte der Hobby-Golfer Simpson in Las Vegas ein Leben fernab der Öffentlichkeit.

Manchmal meldete er sich noch in der Öffentlichkeit zu Wort – über die Morde und den Prozess wollte er aber nicht mehr sprechen. Seine letzte Nachricht auf X – vor der Todesnachricht seiner Familie nun – hatte er im Februar anlässlich des Super Bowl veröffentlicht und den San Francisco 49ers seine Unterstützung gegen die Kansas City Chiefs ausgesprochen. «Ich komme aus der [San Francisco] Bay und ich halte zur Bay.»

Von Christina Horsten und Benno Schwinghammer, dpa