Was Frauenrollen betrifft, sagt die deutsche Regisseurin Julia von Heinz, seien die Charaktere in Hollywood «zehn Jahre voraus». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Gian Mattia D'alberto - Lapresse/Lapresse via ZUMA Press/dpa)

Einen Tag vor der Oscar-Gala haben drei deutsche Regisseurinnen – Nora Fingscheidt («Systemsprenger»), Julia von Heinz («Und morgen die ganze Welt») und Anja Marquardt («She’s Lost Control») – über ihre Erfahrungen in Europa und Hollywood berichtet.

Sie habe in den USA eine «völlig andere Erfahrung» gemacht, erzählte Fingscheidt (38). Nach dem «Systemsprenger»-Dreh in Deutschland für ein extrem geringes Budget arbeite sie nun an einem Filmset mit Hunderten Leuten. Die gebürtige Braunschweigerin dreht einen Netflix-Thriller mit Oscar-Preisträgerin Sandra Bullock in der Hauptrolle. Der noch titellose Film soll voraussichtlich im Herbst erscheinen.

Sie sei regelrecht schockiert gewesen, dass ihr als Newcomer in Hollywood so viel Vertrauen entgegengebracht wurde, erzählt Fingscheidt. In Deutschland hätte sie ein so großes Projekt nicht so schnell bekommen, glaubt die derzeit in Los Angeles lebende Filmemacherin.

Der virtuelle Austausch am Samstagnachmittag (Ortszeit) war der Ersatz für den traditionellen Empfang für deutsche Filmschaffende am Vortag der Oscar-Verleihung in der kalifornischen Künstlerresidenz Villa Aurora.

Julia von Heinz war aus Budapest zugeschaltet, wo die 44-Jährige als nächstes die Mini-Serie «Eldorado KaDeWe» drehen wird. Nach ihrem Erfolg mit dem Polit-Thriller «Und morgen die ganze Welt» ist Heinz in Hollywood bei der Top-Agentur CAA unter Vertrag. Sie bekomme nun sehr viele Drehbücher, auch für weibliche Action-Filme, und spreche mit Produzenten, erzählt die Filmemacherin.

Was Frauenrollen betrifft, so seien die Charaktere in Hollywood «zehn Jahre voraus». «Die Debatte um Diversität ist in den USA viel weiter», meint Heinz. Für ihren nächsten Spielfilm «Iron Box» konnte die Regisseurin die US-Schauspieler Mandy Patinkin and Lena Dunham gewinnen.

Die gebürtige Berlinerin Anja Marquardt lebt in Los Angeles, stellt derzeit aber in New York Staffel 3 der Serie «The Girlfriend Experience» fertig. «Es ist aufregend, zum ersten Mal den weltweiten Start einer Serie zu erleben», sagt Marquardt. Der US-Bezahlsender Starz bringt die Serie im Mai heraus. Sie schrieb das Drehbuch und führte Regie.

«Traffic»-Regisseur Steven Soderbergh hatte Marquardt an Bord geholt. Der Oscar-Preisträger wirkt als ausführender Produzent mit.